Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 195

1845 - Heidelberg : Winter
§. 72. Das Kaiserthum und das Papftthum. 195 lien wieder großes Ansehen zu verschaffen wußte, und durch einen Vertrag mit dem kinderlosen König Rudolf Iii von Burgund das burgundische Reich (das sich tm 0. Jahr- hundert aus Hoch- und Niederburgund als ein eigenes König- reich gebildet hatte) mit Deutschland vereinigte; worauf sein Sohn, der strenge Heinrich Jh der Schwarze (1039 —1056), mit unbeschränkter königlicher Macht über alle seine Vasallen schaltete, und der durch Streitigkeiten um den päpstlichen Stuhl zerrütteten Kirche dadurch aufhalf, daß er viermal würdige deutsche Bischöffe zur-päbstlichen Würde beförderte. Dagegen gerieth sein Sohn Heinrich iv(1056—1106), den er als kaum sechsjähriges Kind hinterließ, als er zur Regierung kam, sowohl mit den Fürsten, als auch mit der Kirche in das beklagenswertheste Mißverhältniß. Eine sich widersprechende Erziehung, die ep in seiner Zugend zuerst vom Erzbischof Hanno von Köln und nachher vom Bischof Adalbert von Bremen erhielt, verdarb seinen Character, und besonders machte ihn der schädliche Einfluß des Letzter« zu einem Wüstling und Tyrannen. Seine Verachtung gegen die Fürsten, und besonders seine Mißhandlung der sächsischen, brachte alle Sachsen gegen ihn auf, so daß diese nach vergeblichen Vorstellungen endlich gegen ihn aufstanden und ihn aus ihrem Lande zu fliehen zwangen. Mit Mühe brachte er einen Theil der andern Fürsten dahin, daß sie ihm zur Unterdrückung des Aufstandes behülflich waren. Weil er aber nachher die Gefangenen nicht frei gab, so wendeten sich die Sachsen mit ihren Klagen an den Papst Gregor Vh. Diesem kühnen und Willensstärken Geiste war dieser Anlaß willkommen, um die Kirche aus den Banden der weltlichen Gewalt zu befreien. Allerdings war die Kirche theils durch die Begehrlichkeit der Geistlichkeit nach weltlichen Vortheilen, theils durch die von den Fürsten geübte Simonie (d. i. willkührliche Vergabung geistlicher Ämter um Geld und aus

2. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 197

1845 - Heidelberg : Winter
tz. 73. Die Kreuzzüge. 197 sich jetzt, erkämpfte sich, trotz dem erneuerten Bannflüche, im Kriege mit seinem Gegner die Krone wieder, und zog dann nach Italien, um den Papst zu demüthigen. Er eroberte Rom, schloß den Pabst in der Engelsburg ein und ließ sich von einem andern durch ihn eingesetzten Papste krönen. Gregor wurde zwar durch den Beistand des Normannercherzogs von Apulien befreit, starb aber in der Fremde (zu Salerno). Heinrich selbst hatte durch neue Kämpfe mit andern Gegenkönigen ein unruhiges Alter, und durch eine Empörung seines eigenen Sohnes ein kummervolles Ende. — Dieser, sein Sohn, Heinrich V (1106—1125), gerieth mit dem Papste wegen des Investiturrechts in so heftigen Streit, daß er sogar den Papst in der Pcterskirche gefangen nehmen ließ, bis endlich der Streit durch einen zweckmäßigen Vergleich auf eine Zeit lang beigelegt wurde, indem nämlich hinfort die Bischöfse mit den geistlichen Rechten von dem Papste, mit den weltlichen Rechten von dem Kaiser belehnt werden sollten. T. Die Kreuzzüge. 73. ^er Geist jenes Zeitalters hatte bereits angefangen, den Bestrebungen der weltlichen Mächte seine Theilnahme zu ent- ziehen und mehr in den kirchlichen Lebensformen seine Be- friedigung zu suchen (wie denn zu gleicher Zeit auch in den mahommedanischen Staaten und in den buddhistischen Ländern Hinterindiens die geistliche Herrschaft ihre größte Autorität erlangte). Zur Erhebung der Hierarchie in der römischen Kirche trugen das Meiste die bald nach Gregor's Tode be- ginnenden Kreuzzüge bei, durch welche zugleich die christliche Welt mit der mohammedanischen, wie bisher im Abendlande auf spanischem Boden, so nun auch im Morgenlande auf dem heiligen Boden der Wiege des Christglaubens selbst, in Kampf trat. Von Anfang an war den Christen das heilige Land,

3. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 208

1845 - Heidelberg : Winter
203 $. 75. Die Ausbildung der Landeshoheit. den Herzogen von Österreih und dehnte sich mehr und mehr aus, ohne sich von dem deutschen Reiche zu trennen. Nachdem Kaiser Albrecht von seinem Vetter Herzog Jo- hann, dem er sein väterliches Erbe vorenthielt, 1308 ermordet worden war, wurde Heinrichen, Graf von Luxemburg gewählt, der seinem Hause Böhmen erwarb, dagegen ver- gebens die kaiserliche Macht wieder in Italien geltend zu machen suchte. Nach seinem plötzlichen Tode erfolgte eine zwiespältige Kaiserwahl (1314), so daß zwischen den Gewählten, Lud- wig dem Bayern und Friedrich dem Schönen von Österreich, ein heftiger Krieg um die Krone ausbrach, der fortdauerte, bis Ludwig durch die Schlacht bei Ampfing (1322) die Oberhand bekam. Doch hatte er von den Päpsten, die ihn fortwährend mit Bann und Interdict verfolgten, viel zu leiden; aber die Treue seiner Stände und zuletzt der 1338 von dem Kurverein zu Rense (d. i. von den daselbst ver- einigten Kurfürsten) gefaßte Beschluß, daß forthin der Kaiser seine Würde und Macht ohne päpstliche Be- stätigung aus üben könne, erhielt nicht nur ihn, sondern auch die Würde der deutschen Nation aufrecht: denn Papst Johann Xxii hatte (auf Betrieb des Königs von Frankreich) die Prüfung der Kaiserwahl, ja die Reichsver- wesung in Anspruch genommen und sogar die deutsche Krone einem französischen Prinzen geben wollen (— wie denn über- haupt Frankreichs Könige im Verlaufe der Geschichte gar oft die deutsche Kaiserwürde an sich zu bringen suchten). Ludwig's Nachfolger, Karl Iv von Luxemburg (1347), sorgte mehr für sein Böhmen, als für Deutschland, und vergab aus Eigennutz den kaiserlichen Rechten sehr viel, schützte aber 1336 durch die goldene Bulle, wodurch das Wahlrecht der Kurfürsten festgesetzt wurde, die Kaiserwahl gegen fremde Eingriffe; wiewohl dadurch zugleich die Fürstenmacht ein noch größeres Übergewicht bekam, als sie vorher schon über die Kaisermacht hatte. Karl war der letzte Kaiser, der sich zugleich als König von Burgund krönen ließ. (S.§.79a.e.)

4. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 210

1845 - Heidelberg : Winter
210 §. 76. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. brochen, indem der griechische Patriarch in Constantinopel, Michael Cerularius, durch seinen Streit mit dem Papste in Rom, und die darauffolgende gegenseitige Verdammung imjahre 1053 die Lostrennung der morgenländischen oder griechischen Kirche von der abendländischen oder römischen (lateinischen) herbeiführte. — In der römischen Kirche trat hierauf im 12. Jahrhundert ein heftiger, bis zu Gewaltthätigkeiten gehender Gegensatz gegen den welt- lichen Einfluß der Geistlichkeit auf, wurde aber durch die Verbrennung Arnolds von Brescia, der in Rom eine kirchlich-politische Reform bezweckte, unterdrückt. Das verweltlichte Leben des größten Theiles der Geist- lichkeit jener Zeit war allerdings nur geeignet, den in allen Ständen eingerissenen Verfall der Sittenzucht zu beschleunigen. Obgleich mehrere Päpste diesem Übel ernstlich zu steuern such- ten, so gab es doch auch manche, die selber ihre hohe Würde so entehrten, daß es kein Wunder war, wenn sich immer mehr Stimmen gegen die vorhandenen Mißbräuche vernehmen ließen, wie z. B. gegen das Ende des 14. Jahrhunderts in England die Angriffe Wikleff's (Wpthcliffe's) auf das Ansehen des Papstes und auf mehrere Kirchenlehren. Den größten Schaden erlitt aber die römische Kirche durch das in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts eingetretene päpstliche Schisma, indem nämlich schon unter Karl Iv zwei Päpste, der eine zu Avignon in Frankreich, der andere zu Rom, aufstanden und sich gegenseitig verfluchten, so daß die ganze abendländische Christenheit gespalten und in große Verwirrung und Roth versetzt wurde. Und als nachher vol- lends noch ein dritter Papst (in Spanien) hinzukam, und alle drei sich zur Erhaltung ihres Hofes die größten Geld- erpressungen erlaubten, so wurde die Sehnsucht nach einer Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern immer stärker, und in ganz Europa der Wunsch, daß man durch ein Concilium helfen möchte, immer lauter und allge- meiner.

5. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 260

1845 - Heidelberg : Winter
260 §. 9l Die Religionskriege in Deutschland. neue Papst Julius Iii verlegte das Concil wieder nach Trient zurück, und da jetzt auch die deutschen Erzbischöffe und Prälaten ihren Sitz dort einnahmen, so schickten auch einige protestantische Fürsten, darunter Sachsen, ihre Theologen zum Concil. Schon schien der Kaiser seinem Ziele, der Beschränkung päpstlicher Ge- walt, nahe zu seyn, als sich plötzlich die auswärtigen Angelegen- heiten wieder so drohend gegen ihn gestalteten, daß er es für gut fand, vor Allem den Widerstand in Deutschland zu brechen. Er befahl daher Moritzen, an dem widerspenstigen Magde- burg die Reichsacht zu vollstrecken, und dieser schloß die Stadt mit einem Heere ein. Da aber ganz Deutschland den vom Kaiser ausgehenden Druck täglich härter empfand und den Moritz als Urheber desselben ansah und verabscheute; Moritz selbst aber mit des Kaisers Politik unzufrieden war (theils weil dieser seinen Schwiegervater fortwährend in hartem Gewahrsam hielt, theils weil der Kaiser damit umgieng, seinen Sohn, den sp a n i sch e n Philipp, den Deutschen zum Nachfolger im Kaiserthum aufzudringen): so änderte Moritz plötz- lich seine Gesinnung gegen den Kaiser. Er schloß insgeheim mit einigen protestantischen Fürsten einen Bund und verschaffte sich von König Heinrich Ii von Frankreich Geldhülfe gegen das Versprechen, ihm dafür das Reichsvicariat von M e tz, Tou), Verdun und Cambray (Kammerich) zu überlassen; alsdann vertrug er sich mit der Stadt Magdeburg, brach mit seinen Bundesgenossen Wilhelm von Hessen und Mark- graf Albrechtvonbrandenburg-Culmbach gegen den Süden auf und überfiel den nichts Arges ahnenden Kaiser in Innsbruck, so daß dieser kaum Zeit hatte nach Kärnthen zu entfliehen. Hierauf berief sein Bruder, König Ferdinand, die pro- stantischen und katholischen Fürsten zu einem Fürstentag nach Passau, auf welchem 1832 im Passauer Vertrag den Protestanten Augsburgischer Confession völligegewifsensfreiheit eingeräumt und die bürgerliche Rechtsgleichheit in Aussicht gestellt wurde. Nachdem

6. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 242

1845 - Heidelberg : Winter
242 tz. 88. Anfang der Reformation. Groß war das in der damaligen Kirche eingerissene Sittenverderbniß, unerhört die Unwissenheit der meisten Geistlichen, arg vernachlässigt die Kenntniß der heiligen Schrift und die Führung des Predigt- und Seelsorgeramtes, entsetzlich der daher rührende Aberglaube des Volkes. Die Erfahrungen, welche die Kirche in dem Kampfe mit den zum Theil wahren, zum Theil freilich auch irrthümlichen Bestrebungen der Waldenser, Wpkleffiten und Hussiten ge- macht hatte, waren von ihr nicht als Mahnungen zur eig- nen freiwilligen Selbsterneurung benützt worden. In un- begreiflicher Sicherheit schritten vielmehr ihre damaligen Leiter (namentlich ein Papst Alexander Vi) auf der gefährli- chen Bahn fort, die zuletzt nothwendig zu einer, für alle Theile unerwarteten Entscheidung führen lüußte. Zu dieser Entscheidung kam es unter Papst Leo X, der, um den Prachtbau der Peterskirche in Rom fortführen und vollenden zu können, einen Ablaß ausschrieb, von dessen Ertrag im nördlichen Deutschland ein Theil dem Erzbischof von Mainz zufallen sollte. Dieser stellte dann Ordensgeist- liche an, die in den deutschen Ländern umherzogen und gegen bestimmte Geldtaren Vergebung der Sünden verkauften. Einer dieser Ablaßverkäufer, der Dominikaner Johann Tetzel, welcher dieses Geschäft in Sachsen betrieb, verfuhr dabei auf eine so unverantwortliche Art, daß der Professor der Theologie an der Universität Wittenberg, » Martin Luther, welcher an seinen Beichtkindern die unglücklichen Folgen jenes Ablaßverkaufes wahrnahm, sich getrieben fühlte, 1817 am 31. October in fünf und neunzig Thesen oder theologi- schen Streitsätzen, die er an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlug, diesen Mißbrauch zu rügen und zugleich die un- beschränkte Gewalt des Papstes zu bestreiten. Dies war der Anfang zur Reformation. Luther, der Sohn eines Bergmanns aus Möhra in der Grafschaft Mannsfeld, war am 10. Nov. 1483 zu Eisleben geboren, studierte zu Erfurt anfangs die Rechtswissenschaft, widmete sich aber nachher, erschüttert durch den plötzlichen

7. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 176

1845 - Heidelberg : Winter
176 §. 65. Der Sieg des Christentums über das Heidenthum. wurden vom 3. Jahrhundert an nur diejenigen Bi schösse als Stellvertreter Christi angesehen, die von der Kirche zu ihrem Amte verordnet, d. i. von don versammel- ten Bischöffen der Provinz, jedoch stets nur mit Zuziehung der betreffenden Gemeinde, gewählt waren. (Denn vorher hatten die Kirchengemeinden allein das Recht gehabt, ihre Bischöffe zu verordnen.) Obgleich alle Bischöffe gleiche Rechte hatten, so waren doch diejenigen unter ihnen die angesehensten, welche in den Hauptstädten Rom und Constantinopel, und in den Muttergemeinden Jerusalem, A n t i o ch I a und Al e r a n- d r7a ihren Sitz hatten und deßwegen die Synoden (Con- eilien, Kirchenversammlungen) leiteten. Auf diesen Synoden wurden die allgemeinen Angelegenheiten der Kirche besprochen und die Reinheit der Kirchenlehre gewahrt. So z. B. hatte sich eben unter der Regierung Constantinos durch den Bischof Arius ein Streit über das Verhältniß Christi zu Gott erhoben, der die ganze Kirche zu spalten drohte: daher Constantin 32ñ die allgemeine Kirchenversammlung zu Nicaa be- rief, auf welcher die schriftwidrige Lehre des Arius verworfen und das nicänischeglaubensbekenntniß aufgestellt wurde. Und als der römische Bischof, der bereits das höchste Ansehen in Anspruch nahm, sich den Begünstigungen, die der Bischof von Constantinopel erfuhr, entgegensetzte, so bestimmte das allgemeine Concilium zu Constantinopel (381) dem letz- tern den Rang gleich nach jenem, weil Constantinopel Neu- Nom sey. Von Constantin's drei sittenlosen Söhnen, unter die er bei seinem Tode das Reich getheilt hatte, vereinigte zuletzt Confiantius wieder das ganze Reich, erhöhte den Glanz der christlichen Kirche und räumte besonders der Geistlichkeit viele Macht ein. Doch mit der Gunst, welche das Christenthum bei den Mächtigen der Erde fand, und mit dem steigenden äußern Glanz und Reichthum der Kirche nahm bald die hohe Einfalt und Demuth, die innere Kraft und Lauterkeit des Lebens und

8. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 194

1845 - Heidelberg : Winter
194 §. 72. Das Kaiserthum und das Papftthum. und des äußern Friedens, der Papst der Wächter der heiligen Zucht und sittlichen Ordnung seyn, jener mit seiner weltlichen Macht die Kirche schützen, dieser mit seinen geistlichen Mitteln den Staat unterstützen. In diesem Gleichgewichte stand die weltliche und geistliche Gewalt zu Karls des Großen Zeit. Nach seinem Tode suchte zuerst die geistliche Gewalt eine überwiegende Stellung einzunehmen, indem sie auf Absetzung Ludwigs des Frommen drang und auf die Seite Lothar's trat. Den Deutschen dagegen gelang es, dieses Bestreben der geistlichen Gewalt zurückzudrängen und die weltliche Selbstherrschaft zu behaupten, durch Otto den Großen aber das Kaiserthum über das Papstthum zu erheben. Weil nun aber deswegen die deutschen Kaiser sich ihre Krönung von den Päpsten meist erkämpfen mußten, und außerdem durch die Widerspenstigkeit der Fürsten in der Behauptung ihrer Kaisermacht so vielfach gehemmt waren: so suchten sie sich in den Bi sch offen eine Gegenstütze zu bereiten und vereinigten mit den Bisthümern die Graf- schaftsrechte; und da natürlich die Vereinigung der geist- lichen und weltlichen Gewalt den Bischöffen Vortheil brachte so waren sie dem Kaiser ganz zu Willen, und dieß um so lieber, weil der Papst seit dem 9. Jahrhundert die Selbstständigkeit der bischöflichen Macht vollends zu brechen und sie seiner kirchlichen Alleinherrschaft zu unterwerfen gesucht hatte. Auf diese Weise wurde das frühere Gleichgewicht, in welchem vorher die beiden höchsten Häupter der Christenheit zu einander standen, gestört, und Kaiserthum und Papstthum bildeten nur zu oft einen Gegensatz, der früher oder später selbst für den leicht zu weit greifenden Sieger nachtheilig werden mußte, wie sich das besonders deutlich offenbarte, als auf die sächsischen Kaiser 1024—1125 die salischen Kaiser oder die Kaiser aus dem salisch-fränkischen Stamme folgten. Die Reihe derselben beginnt mit Konrad U (1024-1039), welcher dem Kaiserthume sowohl in Deutschland, als in Jta-

9. Die Weltgeschichte in einem leicht überschaulichen, in sich zusammenhängenden Grundrisse - S. 196

1845 - Heidelberg : Winter
196 §. 72. Das Kaiserthum und das Papstthum. Gunst an Unwürdige) in argen Sittenverfall gerathen, und besonders hatte Heinrich Iv dergleichen willkührliche Ein- griffe in die kirchlichen Rechte am weitesten getrieben. Daher hielt sich Gregor zur Reinigung und Erledigung der Kirche berufen. Um die Kirche zu reinigen, schärfte er das Verbot der Simonie und übte strenge Zucht gegen unwürdige Geist- liche; um die Kirche selbstständig zu machen, sprach er 1) den Königen das Jnvestiturrecht ab, d. i. verbot ihnen, die Bischöffc mit Ring und Stab, als den Zeichen ihrer geistlichen Rechte, zu belehnen; führte 2) das schon von früheren Synoden geforderte, aber bisher meist unbeachtet gebliebene Gebot des Cölibats oder der Ehelosigkeit der Geistlichen durch, damit sie nicht durch die Sorge für ihre Familien genöthigt wären, sich von der Gunst der Fürsten abhängig zu machen; erneuerte 3) die schon seit 865 vom päpstlichen Stuhl (auf den Grund der Pseudo-isidorifchen Decretalen) ausgestellte Behauptung, daß der Papst über den Aussprüchen der Concilien stehe, und nahm 4) das Recht in Anspruch, Könige ab- und einzusetzen. Dadurch bahnte er für seine Nachfolger den Weg zur Herrschaft über die welt- lichen Reiche, und gab auf Jahrhunderte hinaus der Kirche die Übermacht. Heinrich erfuhr zuerst diese Macht: denn als er, aufge- fordert, sich in Rom vor dem Papste zu verantworten, dieß veweigerte, wurde er mit dem Bannflüche belegt; und als er auf die Drohung der Fürsten, daß sie einen andern Kaiser wählen würden, wenn er nicht binnen Jahresfrist freige- sprochen wäre, zu diesem Ende nach Italien gieng, mußte sich 10t7 Heinrich zu Canossa vor Gregor drei Tage lang baarfuß und im Büßerhemde auf das schimpflichste demüthigen, worauf ihn zwar der Papst lossprach, aber ihm die Aus- übung seiner Königsrechte untersagte, bis die Fürsten ent- schieden haben würden. Diese aber hatten unterdessen den Herzog Rudolf von S ch w ab en zum Gegenkönig gemacht. Doch Heinrich ermannte
   bis 9 von 9
9 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 9 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 3
5 0
6 0
7 1
8 0
9 0
10 2
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 2
26 0
27 3
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 8
43 0
44 0
45 0
46 2
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 1
8 0
9 3
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 4
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 1
42 1
43 2
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 0
55 0
56 8
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 2
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 0
83 2
84 0
85 0
86 1
87 0
88 0
89 0
90 1
91 0
92 3
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 1
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 3
3 1
4 5
5 4
6 1
7 3
8 3
9 11
10 7
11 1
12 4
13 0
14 0
15 16
16 20
17 0
18 2
19 26
20 6
21 1
22 16
23 2
24 6
25 0
26 6
27 12
28 0
29 4
30 9
31 14
32 1
33 39
34 2
35 0
36 0
37 11
38 0
39 4
40 29
41 0
42 0
43 4
44 4
45 3
46 4
47 1
48 8
49 11
50 2
51 1
52 1
53 2
54 17
55 11
56 4
57 4
58 12
59 18
60 0
61 0
62 9
63 4
64 6
65 0
66 0
67 0
68 3
69 1
70 0
71 4
72 0
73 8
74 7
75 6
76 4
77 9
78 0
79 9
80 9
81 22
82 0
83 0
84 0
85 19
86 0
87 3
88 12
89 2
90 0
91 11
92 1
93 1
94 0
95 0
96 1
97 1
98 6
99 2
100 28
101 0
102 1
103 20
104 3
105 1
106 1
107 2
108 5
109 1
110 2
111 1
112 1
113 0
114 0
115 7
116 5
117 1
118 5
119 1
120 6
121 2
122 2
123 0
124 5
125 1
126 6
127 36
128 6
129 0
130 0
131 11
132 4
133 0
134 9
135 0
136 40
137 0
138 1
139 1
140 3
141 0
142 1
143 0
144 3
145 10
146 11
147 2
148 32
149 0
150 7
151 4
152 5
153 2
154 2
155 6
156 4
157 1
158 10
159 5
160 0
161 5
162 8
163 10
164 2
165 10
166 13
167 5
168 0
169 0
170 2
171 6
172 3
173 12
174 3
175 43
176 20
177 66
178 1
179 33
180 0
181 9
182 24
183 18
184 4
185 2
186 6
187 25
188 1
189 42
190 2
191 13
192 7
193 2
194 10
195 1
196 0
197 5
198 4
199 1